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Ingenieur im Einsatz auf einer petrochemischen Anlage

Den Turnaround-Planungszyklus verstehen

Welche Rolle spielt die Lieferkette?

Welche Rolle sollte die Lieferkette spielen?

Der europäische petrochemische Sektor steht vor einer herausfordernden Zukunft: Schwache Margen aufgrund von Überkapazitäten und hohen Energiekosten beeinträchtigen seine Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene. Verschärft wird die Situation durch die weitgehend veraltete Infrastruktur der Branche in Europa – Marktanalysten von ICIS berichten, dass europäische Steamcracker im Durchschnitt 45 Jahre alt sind.

Diese Zahl ist doppelt so hoch wie im Nahen Osten und dreimal so hoch wie in China, was den enormen Druck verdeutlicht, unter dem Raffineriemanager stehen: Sie müssen Wege finden, mit begrenzteren Ressourcen und höheren Produktionskosten wettbewerbsfähig zu bleiben. In diesem Umfeld wird die Bedeutung effizient geplanter Turnarounds besonders deutlich, da Modernisierungs- und Wartungsarbeiten zunehmend eine zentrale Rolle für die Zukunftsfähigkeit der europäischen Petrochemieindustrie spielen.

Der Turnaround-Prozess ist zweifellos hochkomplex und erfordert eine Mischung aus strategischer, laufender sowie kurzfristiger und langfristiger Planung. Zudem ist die Fähigkeit gefragt, sowohl in der Vorbereitungsphase als auch während der Umsetzung flexibel zu agieren. Diese Herausforderung wird zusätzlich durch den akuten Fachkräftemangel in der globalen Chemiebranche verschärft: Eine Studie von Accenture zeigt, dass rund 30 % der Beschäftigten in der Branche über 50 Jahre alt sind und voraussichtlich innerhalb des nächsten Jahrzehnts in den Ruhestand treten werden.
 
Illustration einer petrochemischen Anlage

Schließen von Wissenslücken

Der Verlust angesammelten Wissens bringt zweifellos erhebliche Herausforderungen für Raffineriemanager im gesamten Anlagenbetrieb mit sich – insbesondere im Bereich der Turnarounds. In einem 30- bis 45-tägigen Verfahren, bei dem jeder Offline-Tag der Anlage Millionen kostet, kann die Bedeutung einer fristgerechten Projektabwicklung bei gleichzeitiger Optimierung der Prozesse und Beseitigung von Ineffizienzen nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Doch in einem Geschäftsumfeld, in dem relevantes Fachwissen zunehmend knapp wird, müssen Raffinerie- und Turnaround-Manager möglicherweise von bestehenden, fest etablierten Methoden abweichen. Frühere, über ein Jahr geplante Turnaround-Zeitpläne könnten verlängert werden müssen, um eine sorgfältigere Planung zu ermöglichen und sicherzustellen, dass qualifiziertes Personal rechtzeitig verfügbar ist. In diesem Zusammenhang wird empfohlen, dass Entscheidungsträger in den Anlagen ihre Beziehung zur Lieferkette neu denken: weg von einer rein transaktionalen Zusammenarbeit hin zu einer aktiven, kontinuierlichen Nutzung des Fachwissens – insbesondere bei der Projektdefinition (Scoping).

Die frühzeitige Einbindung dieser relevanten Partner hilft nicht nur, die durch Arbeitskräftemangel entstandenen Wissenslücken zu schließen, sondern eröffnet auch größere Einsparpotenziale während der entscheidenden Turnaround-Phase. Tatsächlich ist dies der effektivste Weg für Anlagenbetreiber, um dem wachsenden Druck in der Branche zu begegnen. Durch einen proaktiveren Ansatz und die frühzeitige Nutzung von Lieferkettenkompetenz können Raffineriemanager die Belastungen während eines Turnarounds besser bewältigen und gleichzeitig Kosten senken und die Effizienz steigern.

Ein ganzheitlicher Ansatz

Aggreko verfolgt beispielsweise mit seinem Aggreko Process Services (APS) Team einen beratenden und ganzheitlichen Ansatz, der bereits in der frühen Planungsphase beginnt und sich über den gesamten Turnaround bis hin zur Nachbesprechung des Projekts erstreckt. Mit umfassender End-to-End-Erfahrung aus Tausenden erfolgreicher Projekte kann das APS-Team wertvolle Einblicke bieten, wie in allen Phasen eines Turnarounds proaktiv Verbesserungen erzielt werden können. Durch eine frühzeitige Beratung in der Planungsphase, insbesondere bei der Beschaffung von Energie und anderen Versorgungslösungen in Abstimmung mit den Turnaround-Zeitplänen, kann das Team zudem die Arbeitsbelastung der ohnehin stark geforderten Raffineriemanager deutlich reduzieren.

Dies zeigt sich beispielsweise in der Empfehlung, während des Turnarounds kritische Anlagen mit Transformatoren statt mit Generatoren zu betreiben. Diese Präferenz – basierend auf umfassender Erfahrung in der Petrochemie und Raffinerietechnik – beruht auf der Tatsache, dass Transformatoren die Spannung flexibel erhöhen oder senken können, um unterschiedlichen Systemanforderungen gerecht zu werden. Ob als Inselbetriebspaket für Lasttests oder als Verteiltransformator zur Energieversorgung: Solche Modelle sind häufig groß genug, um den Einsatz eines Generators zu ersetzen, wodurch CO₂-Emissionen verringert und erhebliche Kosteneinsparungen ermöglicht werden.

Gleiches gilt für den gezielten Einsatz von Fachwissen bei der optimalen Dimensionierung von Generatorflotten entsprechend dem spezifischen Energiebedarf der Anlage oder bei der Implementierung automatisierter Load-on-Demand-Systeme, die Motoren je nach Energiebedarf ein- und ausschalten. Neben deutlichen Einsparungen bei Kosten und Emissionen kann der effiziente Einsatz dieser Energielösungen auch die gesamte Turnaround-Dauer verkürzen – was Millionen an Kosten spart und wertvolle Zeit freisetzt, um weitere Prozessschritte innerhalb des Turnarounds abzuschließen.
Turnaround-Zyklus

Ein Umdenken ist notwendig

Nachhaltigkeit ist ein weiterer zentraler Aspekt, der während geplanter Turnaround-Phasen berücksichtigt werden muss. Während europäische Industrien sich im Rahmen der Netto-Null-Ziele für 2050 von fossilen Brennstoffen wegbewegen, ist es entscheidend, umweltfreundlichere Praktiken dort umzusetzen, wo es möglich ist. Dennoch bleibt die Balance zwischen Dekarbonisierung und wirtschaftlichen Anforderungen ein aktuelles Thema. Ein aktueller Bericht von Aggreko, „Rebalancing the Energy Transition“, in dem 400 europäische CEOs aus energieintensiven Branchen – darunter auch die Petrochemie – befragt wurden, ergab, dass 95 % der Befragten ihre Zeitpläne für die Erreichung der Netto-Null-Ziele aufgrund der jüngsten Entwicklungen bei Energieversorgung und Preisen angepasst haben. Dies verdeutlicht die schwierige Lage der letzten Jahre, was auch eine Umfrage von Accenture 2023 bestätigte: 60 % der Führungskräfte in der Chemiebranche gaben an, sich Investitionen in die Dekarbonisierung unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen nicht leisten zu können.

Da das wirtschaftliche Umfeld der Branche weiterhin volatil bleibt, ist es an der Lieferkette, zu beweisen, dass Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Tragfähigkeit kein Widerspruch sein müssen – insbesondere bei teuren und zeitaufwändigen Turnarounds. Aggrekos Investitionen in Stage-V-Generatoren und Batteriespeichersysteme im Rahmen der Greener Upgrades-Initiative ergänzen den beratenden Ansatz bei Turnaround-Projekten. So kann das APS-Team aufzeigen, wie gleichzeitig Emissionen gesenkt und Kosten reduziert werden können. Die Generatoren von Aggreko können zudem mit verschiedenen Biokraftstoffen betrieben werden, darunter HVO und B100, die als Drop-in-Kraftstoffe genutzt werden können, um Emissionen im Turnaround-Prozess deutlich zu reduzieren.

In einem petrochemischen Anlagenumfeld, in dem die Identifikation von Verbesserungsmöglichkeiten entscheidend ist, führt die frühzeitige Einbindung grüner Technologien eher zu einem positiven Kreislauf aus Best Practices und optimalen Ergebnissen. Damit dies jedoch wirklich wirksam wird, ist ein grundlegender Wandel im Denken erforderlich: Mit einer strategischen, frühzeitigen Planung und der Unterstützung der Lieferkette lassen sich Turnaround-Ziele schneller und nachhaltiger erreichen.
Die Balance für nachhaltiges Handeln finden

Starke Lieferkettenpartnerschaften für erfolgreiche Turnarounds

Abschließend lässt sich sagen, dass alle Lösungen und Empfehlungen, die über die Lieferkette bereitgestellt werden, individuell auf die jeweiligen Betriebsbedingungen eines Turnarounds zugeschnitten sein sollten. Unabhängig davon, welche Herausforderungen auftreten, kann ein erfahrenes Drittanbieterteam mit langjähriger Expertise in der Petrochemie und Raffinerietechnik potenzielle Probleme sowohl kurzfristig als auch mittel- und langfristig abmildern.

Angesichts des intensiven globalen Wettbewerbs, dem sich die europäische petrochemische Industrie gegenübersieht, kann die Einbindung spezialisierter externer Turnaround-Teams – wie dem APS-Team von Aggreko – dabei helfen, branchenspezifische Herausforderungen wie alternde Infrastrukturen, hohe Energiekosten und Fachkräftemangel effektiv zu bewältigen. Ein ganzheitlicher, beratender Ansatz, der auf einer frühzeitigen und kontinuierlichen Einbindung von Lieferketten-Expertise über längere Planungshorizonte hinweg basiert, wird dabei entscheidend sein. So können Wissenslücken geschlossen, Kosten und Emissionen gesenkt und Turnarounds insgesamt reibungsloser, nachhaltiger und erfolgreicher gestaltet werden.

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